• Ein alter Mann mit grauen Haaren formt ein Trichter mit seiner Hand damit er besser hören kann
  • Mann im mittleren Alter hält seine Hand ans Ohr, damit er besser hören kann
Initiative Hörgesundheit Audio Welle
Initiative Hörgesundheit Audio Welle

Hörvorsorge

Ab 50 Jahren lässt unser Gehör oft nach – in vielen Fällen schleichend, manchmal sogar jahrelang unbemerkt und unbehandelt. Laut der aktuellen EuroTrak Hörstudie 2022 für Deutschland, haben nicht einmal ein Drittel der 50-60-Jährigen in den letzten fünf Jahren einen Hörtest gemacht. Damit verzichten viele Menschen darauf, sich Gewissheit über ihre Hörfähigkeit zu verschaffen. Die Gründe können vielfältig sein und von mangelnder Information über gesundheitliche Folgen bis zur Befürchtung reichen, eine evtl. notwendige Hörversorgung könnte teuer werden.

Tatsächlich zeigen sich nur 35 Prozent der unversorgten Menschen mit Hörminderung über die Kostenträgerschaft ihrer Krankenversicherung informiert. 48 Prozent wissen nicht, dass die Kosten für ärztlich verordnete Hörgeräte von der gesetzlichen Krankenkasse bis zur Höhe des Festbetrages übernommen werden. Somit ist eine professionelle Hörversorgung durch Hörakustiker bereits aufzahlungsfrei erhältlich. 

Interview mit

PD Dr. Jan Löhler I Präsident des Deutschen
Berufsverbandes der HNO-Ärzte e.V.

Interview zur Notwendigkeit regelmäßiger Hörtests.

Informieren und Aufklären

Um Informations­defizite und Vor­behalte ab­zubauen, fordert die Initiative Hör­gesundheit, ein fac­härztliches Hör­screening ab 50 als Vor­sorge­leistung in den Leistungs­katalog der gesetzlichen Kranken­kassen auf­zu­nehmen. Wie bei anderen Früh­erkennungen sollten Ver­sicherte von ihren Kranken­kassen über diese Leistung in­formiert und dazu motiviert werden.
Gemeinsam mit Patientenvertretern haben HNO-Ärzte die wesentlichen Argumente dafür zusammengetragen, warum ein Hörtest ab dem 50. Lebensjahr als Vorsorgeleistung zur Erkennung von Schwerhörigkeit im Alter und zur Vermeidung assoziierter Risiken erforderlich ist.


Für alle jene, die sich einen ersten Eindruck über ihre wahrgenommene Hörfähigkeit machen wollen, hat das Wissenschaftliche Institut für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO) einen kurzen Fragebogen zur eigenen Beurteilung des Hörvermögens entwickelt und wissenschaftlich prüfen lassen.


Expertenvideos zur Hörgesundheit:

Faszination Hören

Was macht das Ohr als Sinnesorgan so besonders und wie funktioniert gutes Hören und der Schutz unseres Gehörs? Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Zahnert, Chair and Head of the Department Dept. of Otorhinolaryngology Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden

Hörprobleme - und jetzt?

Hörprobleme können sowohl akut und plötzlich auftreten oder sich schleichend über mehrere Jahre fortschreitend entwickeln. In jedem Lebensalter sollten Betroffene abklären lassen, welcher medizinische Grund für die Problematik ist und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Prof. Dr. Torsten Rahne von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie.

Wie misst man Hörstörungen?

Hörstörungen können vielfältig auftreten und unversorgt bringen sie oft erhebliche Einschränkungen mit sich. Heute ist es Medizinern und Audiologen möglich, bereits bei Neugeborenen Hörstörungen zu diagnostizieren. Die exzellente Versorgungslage in Deutschland ermöglicht es, immer bessere Verfahren und Methoden zu entwickeln, die Betroffenen schnelle Klärung verschaffen. Prof. Dr.-Ing. Tobias Rader ist Leiter der Abteilung Audiologie im Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Argumente für ein Hörscreening ab 50:

WHO World Report on Hearing

Zum Welttag des Hörens am 3. März 2021 veröffentlichte die Welt­gesundheits­organisation (WHO) die Ergebnisse und Empfehlungen ihrer ersten globalen Untersuchung zu Hörminderungen und zur Hörsystemversorgung. Demnach leben 1,5 Milliarden Menschen weltweit mit einem beeinträchtigenden Hörverlust. Von über neun Millionen Menschen in Deutschland, die nach eigenen Angaben eine Schwerhörigkeit haben, sind fast sechs Millionen signifikant beeinträchtigt. Allerdings verzichten viele auf eine Versorgung ihrer Schwerhörigkeit. Dabei ist eine Hörgeräteversorgung für gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland bei entsprechender Indikation bereits aufzahlungsfrei erhältlich.

Hörminderung und Depression

Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Auf den möglichen Zusammenhang zwischen Depression und Schwerhörigkeit macht unter anderem eine Studie des US-Gesundheitsministeriums aufmerksam: 11,4 Prozent der Erwachsenen mit schwerem Hörverlust fühlten sich demnach depressiv, während dieser Anteil bei Menschen mit gesundem Gehör nur halb so hoch ist.

Auch gemäß der Hörstudie EuroTrak Germany 2022 zeigen Hörgeräte-Träger seltener Anzeichen für eine Depression als Menschen, die mit einer starken unversorgten Hörminderung leben. Das ist noch kein Beweis eines kausalen Zusammenhangs, weshalb die Wirkungszusammenhänge zwischen Schwerhörigkeit und Depression weiter erforscht werden. 

Hörminderung und Demenz

Zahlreiche Untersuchungen widmen sich in jüngerer Zeit dem Zusammenhang zwischen unversorgter Schwerhörigkeit und dem Abbau kognitiver Leistungen, insbesondere Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung sowie Lern- und Problemlösefähigkeit. Weltweit große Aufmerksamkeit erfuhr unter anderem der Bericht der internationalen Lancet-Kommission, welche den möglichen Einfluss einer unversorgten Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter auf das spätere Demenzrisiko untersucht hat (Livingston et al. 2020). 

Die Wirkungszusammenhänge zwischen unversorgter Schwerhörigkeit und späterer Demenz werden weiter intensiv beforscht. Einen eindeutigen kausalen Zusammenhang belegen bislang veröffentlichte Studien nicht. 

Gut zu hören spart Geld!

Die britische Studie „Hearing Loss – Numbers and Costs“ aus dem Jahr 2019 beziffert die volkswirtschaftlichen Folgekosten unversorgter Hörminderung in Europa auf jährlich über 185 Mrd. Euro. In Deutschland tragen von 5,8 Millionen Menschen (über 15 Jahre) mit einer beeinträchtigenden Hörminderung lediglich zwei Millionen Hörsysteme. Die jährlichen Kosten aufgrund von Produktivitätsverlusten, häufigerer Arbeitslosigkeit und gesunkener Lebensqualität unversorgter Schwerhöriger belaufen sich auf 39 Milliarden Euro jährlich. Pro Person mit unversorgtem Hörverlust sind das 10.300 Euro im Jahr, die mit einer Hörsystemversorgung einzusparen wären.

Hören.

Der Sinn deines Lebens – Ratgeberbroschüre des
BVHIs zur Hörvorsorge und Hörversorgung

Hörvorsorge

Hörvorsorge ist Gesundheitsvorsorge – Ratgeberbroschüre
Initiative Hörgesundheit Audio Welle